ÜBERBLICK
Therapie & Behandlung von Depressionen
Wie behandelt man eine Depression?
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten eine Depression zu behandeln. Zu den wichtigsten Optionen gehören derzeit die Psychotherapie, die Pharmakotherapie (medikamentöse Behandlung) oder allgemeine Verfahren wie Entspannungsübungen und sportliche Betätigung. den gängigen Ansätzen stehen heutzutage auch weitere Behandlungsansätze zur Verfügung, wie z.B. die oder eine Therapie mit Ketamin.
Unabhängig von der Methode, hat jede Behandlung das Ziel die Symptome der Depression zu reduzieren, sowie das Risiko eines möglichen Rückfalls zu minimieren, sodass Betroffene ihre psychische Balance wiederfinden und sich wieder fähig fühlen ihr Leben zu führen.
Je nach Art, Verlauf, Schwere der Depression und individueller Lebensrealität kann sich die Form und die Dauer der Behandlung unterscheiden. Häufig werden auch mehrere Verfahren miteinander kombiniert. Welche Therapie schlussendlich „die Richtige“ ist, sollte am besten mit der Therapeutin/dem Therapeuten oder der Psychiaterin/dem Psychiater gemeinsam entschieden werden.


Muss man eine Depression immer sofort behandeln lassen?
Auch ohne eine therapeutische Behandlung kann es sein, dass eine depressive Episode nach einer bestimmten Zeit „von alleine“ wieder abklingt, meistens nach 6 bis 8 Monaten. Die Wahrscheinlichkeit erneut an einer depressiven Episode zu erkranken ist jedoch erheblich höher, wenn die vorangegangene depressive Episode nicht therapeutisch behandelt wurde [1].
Bei einer leichten depressiven Episode muss nicht immer sofort eine depressionsspezifische Behandlung implementiert werden. Die Nationale Versorgungsleitlinie für unipolare Depressionen empfiehlt in erster Linie leichte Symptome (am besten in Absprache mit der Ärztin/Psychotherapeutin) zu beobachten, sich Angehörigen, Partner*innen und Freunden anzuvertrauen und z.B. Onlineprogramme in Anspruch zu nehmen oder sich mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen auszutauschen.
Bei länger anhaltenden Symptomen (nach spätestens zwei Wochen anhaltender Symptomatik) oder bei einer Verschlechterung der Symptomatik sollte professionelle Unterstützung gesucht werden [7], insbesondere wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Selbsttötung vorhanden sind!
Vergessen Sie nicht: die Depression hat sehr gute Heilungschancen, wenn man sie rechtzeitig, richtig behandelt!
Im folgenden Text finden Sie eine Übersicht der gängigen Behandlungsmethoden.
Psychotherapie
[2]. Heutzutage spielt die Psychotherapie bei der Behandlung von Depressionen eine wichtige Rolle. Eine große Zahl von Studien hat die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlung von depressiven Störungen belegt [5]. Die Effektivität hängt auch von individuellen Faktoren der vorliegenden Depression ab (z.B. Schweregrad, Lebenssituation, bereits bestehende Dauer der Symptome oder gleichzeitig auftretende Erkrankungen) [1].
In den meisten psychotherapeutischen Verfahren arbeitet man störungsspezifisch, d.h. der Inhalt und die Techniken werden an die individuellen Merkmale der Erkrankung und der Lebenssituation der Patientin/des Patienten angepasst. Ziel ist, den Betroffenen dabei zu helfen innere und/oder zwischenmenschlichen Konflikte aufzudecken, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, den Handlungsspielraum zu vergrößern und das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken [4]. Psychotherapien können als Kurz- oder Langzeitbehandlungen durchgeführt werden [7].

Welche unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren gibt es?
Für Patient*innen mit depressiven Erkrankungen werden in Deutschland die Kosten von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für folgende psychotherapeutische Verfahren (sogenannte „Richtlinienverfahren“) übernommen [3]:
- tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie
- analytischen Psychotherapie (Psychoanalyse)
- Verhaltenstherapie
- systemische Therapie (seit 2020)
Möchten sie mehr über diese Verfahren lesen?

Medikamentöse Therapie
Bei depressiven Erkrankungen können auch Medikamente (Psychopharmaka) verschrieben werden, die sich auf die Psyche auswirken. Am häufigsten kommen sogenannte „Antidepressiva“ zum Einsatz, die auf eine Linderung der depressiven Symptomatik und eine Vorbeugung möglicher Rückfälle abzielen [10]. Auch wenn Medikamente nicht die Ursachen der Symptomatik (Stress aufgrund beruflicher Schwierigkeiten, interpersonelle Konflikt oder andere problematische Lebenssituationen, etc.) beheben können, so haben sie trotzdem die Fähigkeit sich auf die Stimmung oder den Antrieb auszuwirken, sodass Betroffene wieder Mut und Kraft schöpfen, um die zugrundeliegenden Faktoren anzugehen.
Wie verläuft die Behandlung mit Antidepressiva?
Im Vergleich zu vielen gängigen Medikamenten müssen Antidepressiva mehrere Wochen lang regelmäßig genommen werden, um eine mögliche Wirkung zu erreichen. Meistens wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und schrittweise erhöht, bis die individuell richtige Dosis gefunden wird [7]. Auch wenn das Medikament anschlägt und Patient*innen eine Verbesserung der Symptomatik verspüren, sollten Antidepressiva niemals schlagartig abgesetzt werden, da sonst Absetzerscheinungen (z.B. Schlaflosigkeit, Übelkeit, Angst) auftauchen können und ein nicht unerhebliches Risiko besteht, dass die depressiven Symptome wiederkehren [11, 12]. Um Rückfälle vorzubeugen, wird empfohlen das Medikament 4 bis 9 Monate, nachdem die depressive Episode abgeklungen ist, weiter einzunehmen (die sog. „Erhaltungstherapie“).
Psychotherapie und eine medikamentöse Behandlung können auch miteinander kombiniert werden. Studien haben gezeigt, dass bei schweren Depressionen eine kombinierte Behandlung aus Medikamenten und Psychotherapie wirksamer ist als nur Psychotherapie oder Medikamente allein [13].
Erfahren Sie mehr über die Behandlung mit Antidepressiva.

Welche anderen Medikamente gibt es noch?
Neben Antidepressiva können auch andere Psychopharmaka zum Einsatz kommen, z.B. Stimmungstabilisatoren oder, bei wahnhaften Depressionen, bestimmte Neuroleptika [11].
Zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen werden manchmal auch pflanzliche Wirkstoffe eingesetzt, wie z.B. Johanniskraut, wobei sich Experten derzeit noch uneinig sind hinsichtlich der Wirkung. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Johanniskrautpräparate andere Medikamente in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigen können (z.B. blutverdünnende Mittel oder die Pille zur Schwangerschaftsverhütung) [7].
Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Medikamente und Psychotherapie sind allein häufig nicht ausreichend [19]. Deswegen wird zur Behandlung von Depressionen in den letzten Jahren vermehrte Forschung betrieben. Aktuell wird die “Nicht-invasive Hirnstimulation” zum Einsatz bei einer Depression intensiv untersucht. Erste Studienergebnisse weisen auf klinischen Nutzen und gute Verträglichkeit hin. Als vielversprechend gilt insbesondere die transkranielle Magnetstimulation (TMS). Bei diesem Verfahren werden mit Hilfe einer Magnetspule die Nervenzellen von bestimmten Bereichen des Gehirns stimuliert, die mit einer verminderten Aktivität während depressiver Zustände in Verbindung gebracht werden [20].
Unter ärztlicher Begleitung kommen auch ein Schlafentzug (Wachtherapie) oder bei schweren und chronischen Fällen die Elektrokrampftherapie (EKT) zum Einsatz. Die EKT findet unter Vollnarkose statt und soll einen epileptischen Anfall auslösen, der den Hirnstoffwechsel “rebootet” [22].
Für die Anwendung bei saisonalen Depressionen hat sich die Lichttherapie als effektive Behandlungsmethode bewährt [21]. In den letzten Jahren haben jedoch immer mehr Studien gezeigt, dass die Lichttherapie auch bei anderen Formen der Depression wirksam sein könnte [23].
Komplementäre Ansätze, wie Sport, Yoga und Entspannungsverfahren haben sich ebenfalls in Studien bewährt und können den Verlauf einer Depression positiv beeinflussen [24].
Unsere Therapiemethode: Psychedelische Psychotherapie mit Ketamin
In den letzten 20 Jahren hat die Forschung zur Wirksamkeit von sogenannten serotonergen Psychedelika und Ketamin bei der Behandlung von Depressionen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Psychedelika-assistierte Psychotherapie eine alternative Behandlungsmodalität für Menschen, die an schweren Depressionen leiden, darstellen könnte. Diese Therapieform wird derzeit jedoch noch erforscht und ist in Deutschland noch nicht zugelassen [25, 26].
Die Ketamin-augmentierte Psychotherapie bietet hier eine weitere und sichere Möglichkeit zur Therapie mit veränderten Bewusstseinszuständen [25]. Diese wird in einzigartiger Weise in unserer OVID Praxis angeboten. Erfahren Sie mehr über die Ketamin-Augmentierte Psychotherapie bei Depression.
Veröffentlicht am 06.04.2022